Was sind Wahrnehmungsmodelle?
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Über diese Lektion
Wahrnehmungsmodelle sind ein Werkzeug, mit dem Du unbewusst häufig arbeitest. Wenn Du es Dir aber bewusst machst, es wirklich verstehst und absichtlich verwendest, ist es ein unheimlich wertvolles Werkzeug und der Schlüssel zum Lösen fast aller Probleme. Warum, zeige ich Dir hier.
Was sind Wahrnehmungsmodelle? Das ist nämlich die magische Lösung, die keiner wirklich auf dem Schirm hat. Wahrnehmungsmodelle … Lass uns erst mal das Wort “Wahrnehmung” anschauen: sich etwas gewahr, bewusst werden. Wahrnehmung bedeutet, man wird sich etwas bewusst und “Ah, das existiert ja.”
Was ist ein Modell? Ein Modell ist eine modellhafte Vereinfachung mit dem Zweck, das Wichtige in den Vordergrund zu bringen und die Details auszublenden.
Ein Beispiel für ein Wahrnehmungsmodell wäre ein Stadtplan. Stell Dir vor, Du hättest ein 1:20.000 Modell der Stadt Düsseldorf. Du würdest Dich null zurechtfinden. Warum? Weil die Straßennamen so winzig klein sind, dass Du sie selbst mit der Lupe nicht lesen kannst. Dafür siehst Du Bäume, Kabel, alles Mögliche, was Dich alles nicht interessiert. So ein Stadtplan blendet einfach alle Details aus und hebt nur die wichtigen hervor. Also ein Wahrnehmungsmodell ist, wenn Du so möchtest, wie eine Blende, die das da sichtbar macht, was Du jetzt möchtest.
Also nochmal: Modell bedeutet eine vereinfachte Darstellung mit dem Zweck das Wichtige nach vorne zu heben und unnötige Details auszublenden. Wahrnehmungsmodelle sind also eine Art, wie man auf Dinge schaut, mit dem Zweck zu differenzieren, mit dem Zweck korrekt zu beobachten.
Auch das Thema Pest im Mittelalter ist auch nichts anderes als ein Wahrnehmungsmodell. Das ursprüngliche Wahrnehmungsmodell für Pest war: Ja, Strafe Gottes. Das war das Wahrnehmungsmodell. Dann gab es noch ein anderes: schlechter Atem. Deswegen hatten diese Pestärzte diese langen Dinger an. Da haben sie dann Parfüm rein gesprüht, damit sie vom schlechten Atem nichts wegkriegen. Ein bisschen war es ja richtig, wobei die Pest aber hauptsächlich über Tröpfcheninfektionen verteilt wurde und über Rattenflöhe.
Genau genommen war die Ursache für die Pest noch nicht mal das Bakterium, sondern die Unhygiene. Das war die wirkliche Ursache. Weil jeder seinen Scheiß hinter das Haus geworfen hat, gab es so viele Ratten, dann die Flöhe und dadurch wurde das übertragen. Und über 1000 Jahre ist man mit der Pest nicht weitergekommen. Warum nicht?
Und jetzt verrate ich Euch etwas. Die Reihenfolge ist immer: Erst, korrektes Wahrnehmungsmodell, dann ist erst die Lösung möglich. Etwas, was Du nicht wahrnehmen kannst, kannst Du nicht lösen. Das ist eigentlich auch logisch. Das Coole daran ist aber nicht diese Regel, sondern der Umkehrschluss. Du versuchst etwas zu lösen und es löst sich nicht. Was weißt Du dann? Dass Dir das Wahrnehmungsmodell fehlt. Und anstatt weiter zu grübeln, musst Du einfach nach Wahrnehmungsmodellen suchen.
Das habe ich gemacht und deswegen weiß ich etwas mehr als die meisten Leute, weil ich nicht länger gegrübelt habe, sondern irgendwann schon relativ früh verstanden habe, mir fehlen die Wahrnehmungsmodelle und seit 30 Jahren sammle ich Wahrnehmungsmodelle, also Arten wie man auf Dinge schaut. Ihr kennt die Definition von System: in einer Umwelt, einigermaßen geschlossenes etwas; Hauptfaktoren, die miteinander in Wechselwirkung stehen, in einer Umwelt und es folgt Regeln, Prozessen und Abläufen.
So, und Wahrnehmungsmodelle sind die Teststreifen, die man ins Aquarium hält oder in den Koiteich, um zu sehen, wie die Wasserwerte sind. Die Fische sehen scheiße aus. Woran liegt's? Die Teststreifen, die zeigen Dir, was verkehrt ist. Du siehst das am Teich selber nicht. Das kann Dir stinken … Es kann eine tödliche Ammoniak Brühe sein, bis Du es riechst, sind schon alle tot. Also, Teststreifen für Wasser, für PH-Wert, die man … Kennt Ihr auch die Pinkelstreifen, um den PH-Wert zu messen oder Diabetiker, die Teststreifen, wie viel Blutzucker habe ich? Das sind alles Wahrnehmungsmodelle, um etwas sichtbar zu machen, was auf den ersten Blick nicht sichtbar ist.
Und jetzt schauen wir uns die Pest an. Was hat die Pest gelöst und gleich 50.000 andere Phänomene, mit? Der Herr Pasteur und Herr Robert Koch, relativ gleichzeitig, haben die Mikrobiologie erkannt. “Oh, mit dem Mikroskop kreucht da ja was, was wir mit dem Auge – Wahrnehmungsmodell Auge – nicht sehen können.”
Übrigens von allen Wellenspektrum, die es in diesem Universum gibt – also Röntgenstrahlung, Gammastrahlung, was es da alles gibt, das ist ja alles vorhanden –, wie viel Prozent davon ist für den Menschen sichtbares Licht? Unter 0,5 Prozent. Also “Ich glaube nur, was ich sehe” ist gewagt. Vor allem, wenn Du jetzt diesen Bereich siehst, und dann sieht der Mensch hier. Dann muss aber feststellen, sieht die Eule hier.
Der Frosch übrigens nimmt nur Kontrast wahr, also hell, dunkel und groß, klein. Der hat eine ganz leichte Regel. Kontrast: hoch, groß, flüchten. Kontrast: hoch, Objekt klein, fressen. Du kannst ihn auch ärgern und nimmst einfach eine Schnur mit einem Stück Senkblei. Also so ein kleines Stück Blei, hälst ihm das vor die Nase. Der beißt da rein, auch 5 mal, weil es ist klein und kontrastreich.
So, jetzt ist aber die magische Frage, in welchen Fällen verhalten wir uns genauso dämlich wie der Frosch? Es ist immer leicht über den Frosch gelacht. Es ist auch leicht gelacht über die Pest – steht auch schon im Reicher als die Geissens drin – und man hätte auch genau genommen noch nicht mal das Mikroskop erfinden müssen. Man hätte es durch Test und Error und Auswertung herausfinden können, indem man Statistiken vergleicht.
Deswegen sind Statistiken wahnsinnig wertvoll, um Learnings zu kriegen. Da hättest Du nur sagen müssen: “Oh, wo sterben die Frauen besonders stark, wo sterben sie weniger stark oder wo? … Dieses Dorf, da gab es einen Pestfall, weil die haben sich aber nicht verbreitet. Beim anderen waren alle tot. So, was ist der Unterschied?” Also Du nimmst immer beide Extreme, was ist da anders als das? Und dann stellst Du verschiedene Thesen auf und testest die.
Dadurch gewinnst Du immer mehr Faktoren und auch anhand derer kannst Du es dann rückschließen. Was meint Ihr, wie das Atommodell entstanden ist? Das hat ja keiner gesehen. Es wurde einfach durch verschiedene Tests raus getestet und geschlussfolgert. So, und genau das Gleiche machen wir hier. So, korrektes Wahrnehmungsmodell. Also zuerst mal mussten wir wissen: “Oh, das kreucht ja was!” Bakterien und Viren, die Viren sind noch kleiner als Bakterien, deswegen haben wir die gar nicht gesehen. Aber man hat gesehen, da gibt es ja eine Welt, die wir nicht sehen können. Erste Voraussetzung.
Was haben wir dann gemacht? Zweite Voraussetzung: Wir haben dann gesagt: So, was können wir dagegen tun? Dann haben wir alles Mögliche darüber geschüttet. Bier? Nö, wird mehr. Schnaps? Sind alle tot. Tolle Idee. Wir geben den Leuten, die Pest haben oder krank sind, Schnaps. Ja, die waren dann auch tot. Aber nicht wegen der Pest, sondern wegen tot gesoffen. Okay, funktioniert nicht. Mensch stirbt bevor das Pest Bakterium stirbt.
Aber Schnaps ist doch gut, oder hochwertiger Alkohol ist doch gut, um Oberflächen zu desinfizieren, die eben nicht durch den Alkohol sterben. Schon hat man 50 Prozent des Problems gelöst, durch Oberflächen Desinfektion. So, und dann haben sie alle möglichen Substanzen ausprobiert mit der Frage: Wann stirbt das Bakterium, aber nicht der Mensch?
Und irgendwann kam einer auf die Idee, dann einen Schimmelpilz darüber zu werfen, der Penicillin hieß. So, und so ist das Penicillin entstanden, aber ohne die Dinger sehen zu können, wäre eine Lösung möglich gewesen? Nein. Also ist es eine These, die könnt Ihr testen. Du musst es erst beobachten können, vorher kannst Du es nicht lösen. Umgekehrt, wenn Du etwas nicht lösen kannst, hast Du die falsche Beobachtung. Das ist echt geil, was ich Euch hier sage.
Wer von Euch hat schon mal viel Zeit mit Grübeln über ein Problem verschwendet? Wie fühlt man sich danach? Besser? Nein, man hat Zeit verschwendet und fühlt sich auch noch scheiße. Die Antwort lautet: Wenn Du länger als 5 Minuten über einer Sache grübeln musst, genau genommen sogar länger als 1 Minute, dann hast Du entweder fehlende Daten oder das falsche Wahrnehmungsmodell. Und wahrscheinlich das falsche Wahrnehmungsmodell, sonst hättest Du nämlich die richtigen Daten. Diese Regel, schreibt sie Euch auf, hämmert sie Euch in den Kopf, die spart Euch wahnsinnig viel Zeit.
So, das Allerwichtigste sind Wahrnehmungsmodelle, weil mit dem richtigen Wahrnehmungsmodell die Lösung zu finden kriegt jeder von Euch hin. Das Problem korrekt zu sehen, ist viel schwieriger. Also wirklich diese Bakterien sichtbar zu machen, war das Problem 1000 Jahre. Dann das mit dem Ausprobieren, das war eine Sache von keinen 100 Jahren und lag nur daran, weil damals einfach die Informationsverbreitung so langsam war. Heute ist ein neues Wahrnehmungsmodell, in 2 Jahren sind alle Lösungen da.
So, ich will Euch damit nur eine Sache sagen: Wahrnehmungsmodelle sind der Weg zum Paradies. Wie auch immer Du das für Dich gestalten möchtest.